Juni 2019

Grafitti-Kunst bei Elster

Neuer Torwart für Külso 

29.06.2019

Die Kinder aus dem Jugendclub „Zuflucht“ Elster gestalten mit Graffiti-Künstlern zwei Stromkästen. 

Warum zu Beginn des Projekts nicht alles nach Wunsch läuft.

Zunächst läuft alles wie am Schnürchen. Die Kinder aus dem Jugendclub „Zuflucht“ in Elster freuen sich trotz tropischer Temperaturen plus Sonnenschein pur auf ihre Projektarbeit, Einwohner der Gemeinde Külso versorgen die kleinen Sprayer mit leckeren Speisen und Getränken, Clubbetreuerin Sabine Hoffmann hat mit ihrer Crew mehrere Sitzmöglichkeiten im Schatten aufgebaut - nur die Graffiti-Künstler fehlen.

„Ich habe lange um sie gebaggert“, meint Sabine Hoffmann, die zusammen mit „Fokuz Design“ aus Potsdam bereits das triste Bushäuschen am Ortseingang in einen echten Hingucker verwandelt hat (die MZ berichtete).

Thema schnell gefunden

Nach zwei Stunden Wartezeit biegt der Kleintransporter endlich um die Ecke. „Entschuldigung“, meint Oliver Johannsen schon beim Aussteigen, beim Zuvor-Termin in Dessau habe es länger gedauert. In Külso legt sich Johannsen sofort ins Zeug, stellt die Idee zur Bildung eines gesamtharmonischen Ensembles vor und zieht auf dem ersten von zwei Stromkästen schwungvoll mit der Sprayflasche einen Strich.

„Wir gestalten im Jahr etwa 30 Stromkästen. Meist mit Motiven aus der Natur“, so der Mitarbeiter von „Fokuz Design“, dem die Arbeit mit Kindern Spaß macht. In Külso sei das Thema Fußball aufgrund der Gestaltung des Bushäuschens gesetzt gewesen. Deshalb habe es in Sachen Ideenfindung keine Probleme gegeben. Das zweite wird als Kontrast in eine Mauer verwandelt. Die Kinder sind Feuer und Flamme. Sie schlüpfen in ihre Schutzanzüge und werkeln los.

Hanna Schulze erzählt, dass sie „Fokuz Design“ im Internet verfolgt und die Arbeiten der Künstler beeindruckend findet. Die 15-Jährige liebt das Gestalten von Dingen und kann sich gut vorstellen, ihren persönlichen Fingerabdruck auf einer großen Fläche zu hinterlassen. „Die Projektarbeit in Külso ist klasse. Da finden viele Ideen zueinander“, so Hanna Schulze, die im Sommerlager des Jugendclubs für die Gestaltung der Urkunden zuständig ist. „Das macht sie fantastisch“, lobt Sabine Hoffmann.

Felix Vorwerg hat sich bereits einen Pinsel geschnappt und kratzt den Dreck von einem Kasten, damit die Grundierung gestrichen werden kann. „Bei der Gestaltung des Bushäuschens bin ich auch schon dabei gewesen“, meint der Sekundarschüler aus Elster, der den Jugendclub „total cool“ findet. Dort trifft er seine Freunde und hat Spaß.

Die Idee, die Fußballgeschichte in Külso weiterzudrehen, ist aus seiner Sicht eine prima Lösung. „Hauptsache“, meint der Elfjährige, „ist meine Lieblingsfarbe Orange dabei.“ Beim Aussprechen des Satzes zeigt Vorwerg auf seinen Schutzanzug. Die Kleidung darunter ist komplett Orange.

Engagierte Einwohner

Kumpel Arne Hermelbracht findet es bemerkenswert, wie entspannt Graffiti-Künstler ihre Arbeit verrichten und dabei jede Menge Spaß haben. Schade, sagt er, dass ihm zu Hause nicht die passende Wand zur Verfügung steht. Der Kreativität freien Lauf lassen, ist bestimmt eine tolle Sache. Sabine Hoffmann läuft mit der Kamera um das Objekt, hält jeden Arbeitsschritt fest und betont mehrfach, wie stolz sie auf „ihre Kinder“ ist.

Zudem findet sie es super, wie sehr die Einwohner von Külso das Projekt unterstützen. Mit Verpflegung oder der Bereitstellung von Toiletten in ihren Privathäusern. Zwischendurch fragen sie des Öfteren, ob etwas fehlt. Werkzeug oder Kabeltrommel lauten die Angebote. Die Bilder auf den Stromkästen nehmen Gestalt an. „Wir wollen spätestens in vier Stunden fertig sein“, sagt Johannsen, der sich für die Verspätung noch mehrmals entschuldigt.

 

Text: Thomas Tominski

Fotos: Medientreff  -  Sabine Hoffmann

 

Energietag in Grundschule Elster

Zitronen treiben Uhren an 

16.06.2019

Uhren basteln, Stromkreise erstellen und mit Solarplatten Lampen zum Leuchten bringen. Das und noch einiges mehr konnten die Kinder der 4. Klasse der Grundschule „Elbkinderland“ in Elster ausprobieren. Im Rahmen des Projektes „Energie erkunden“ sollten sie die Grundlagen zum Thema Energie, die sie bereits im Sachunterricht gelernt haben, festigen und erweitern.

Vorwissen vorhanden

„Die Kinder waren fit, wussten sehr viel und kannten auch schon Fachbegriffe. Das hat großen Spaß gemacht“, berichtet Isabel Naue vom Uniku Marketing. Seit drei Jahren setzt sie gemeinsam mit ihren Kollegen dieses Projekt für den Stromversorger Envia-M um. Ostdeutschlandweit tourt das Team sozusagen zu Schulen und Kindertagesstätten im Versorgungsgebiet von Envia-M und Mitgas.

Das Projekt „Energie erkunden“ ist für Schüler der 3. und 4. Klassen ausgelegt und an den Lehrplan angepasst. Für die ganz Kleinen in den Kindertagesstätten bietet Envia-M das Projekt „Energie erleben“ an. Um an den Projekten teilnehmen zu können, müssen sich die Kommunen bewerben.

An der Grundschule in Elster hat sich der Lehrer Tobias Berger dafür eingesetzt, die praktische Unterrichtsstunde in den Klassenraum zu holen: „Kleinere Experimente führen die Kinder auch im Unterricht durch, aber nicht so geballt wie hier“, begründet er diese Aktion.

An vier Stationen konnten sich die 22 Kinder ausprobieren. Dabei haben sie zum Beispiel eine Lampe mit einer Kurbel, Solarplatten oder Batterien betrieben.

Wie kommt Strom zur Lampe?

„Wir haben die Lampe in einen Glühbirnenhalter reingedreht und die Kabel daran fest gemacht und als wir die Kabel an den Plus- und Minuspol angeschlossen haben, hat die Lampe geleuchtet“, erklärt der zehnjährige Tobias mit großer Begeisterung.

Vor allem die Frage, wie genau der Strom zur Lampe findet, hat die Schüler beschäftigt - und die Antwort fasziniert: „Ich wusste nicht, dass man mit Batterien und Kabeln so einfach Strom machen kann“, erzählt Lisa-Lee, nachdem auch sie ihre Lampe zum Leuchten gebracht hat.

An einer weiteren Station konnten die Kinder mit einem Energiebausatz zum Thema erneuerbare Energien Experimente durchführen. Vor allem das Selbermachen war für die Schüler etwas ganz Besonderes. Das weiß auch ihr Lehrer Tobias Berger: „Wie erneuerbare Energien funktionieren, ist immer ein wichtiges Thema, auch im Unterricht.

Wenn die Kinder selbst etwas ausprobieren können und es dann auch funktioniert, dann ist das für sie das Schönste“. Das bestätigt auch die zehnjährige Zoe-June: „Im Unterricht schreibt man immer so viel. Hier kann man was Neues lernen und auch gleich ausprobieren“.

Besonders begeistert zeigten sich die Schüler bei einer ganz bestimmten Station. Neben leuchtenden Lampen und dem Basteln eines Dynamos haben die Kinder eine Uhr, und zwar mit Zitronen, angetrieben. Trotz kleinerer Probleme mit Wackelkontakten waren die Schüler sichtlich fasziniert.

Dass Strom sparen auch zu Hause ein Thema ist und vor allem den Kindern wichtig sei, berichten alle Schüler mit Stolz. Und auch wenn nicht jedes Experiment auf Anhieb funktioniert hat, ein lehrreicher Vormittag und eine gelungene Abwechslung war das Projekt „Energie erkunden“ allemal.

Text und Foto: Aline Gorldt

 

Fachtagung Sucht in Zemnick

Das Leben trocken rocken

15.06.2019 

„Von den letzten 13 Jahren war ich zwölf nicht besoffen“, sagt Dirk Marx über sich und gibt zu, einen Rückfall gehabt zu haben - nach dem Tod seines Bruders. Der Mann aus Königs Wusterhausen meint aber, nun seinen Weg der Suchtbewältigung gefunden zu haben: „Ich schreibe auf, was mich bewegt.“

Gemeinsam mit dem Musiker und Liedermacher Martin Wiggert aus Berlin war der 45-jährige Buchautor („Ich durfte neue Wege gehen...“ - Gedichte, Anekdoten und Erinnerungen, 2016 erschienen) bei der dritten Fachtagung Sucht der Heporö gGmbH in Zemnick unter vielleicht 70 Teilnehmern die Stimme der Betroffenen. Deren Perspektive einfließen zu lassen, „ist uns immer wichtig“, betonte die geschäftsführende Heporö-Gesellschafterin Simone Rohde.

Musik und Lesung

In der von den Anwesenden begeistert aufgenommenen musikalischen Buchlesung der beiden Akteure waren die Rollen klar verteilt: „Ich lese die Texte und Martin singt. Das ist besser so - für uns alle“, erklärte Dirk Marx lachend. Martin Wiggert gehört seit 15 Jahren einer Suchthilfegruppe in Berlin an, in der er mittlerweile selbst therapeutisch tätig ist. Dabei hat er auch Dirk Marx kennengelernt.

Mit Blick auf die fundierten Fachvorträge beim Suchttag im Zemnicker Gemeinschaftshaus meinte Dirk Marx, dass die therapeutischen Belange für die Betroffenen nach seinem Empfinden recht gut aufgearbeitet werden. Aber wie sehe es mit dem Vertrautmachen des sozialen Umfelds von Alkoholkranken mit deren Lebenswelt aus?

Mit dem Vermitteln von Informationen über Betroffene und von ihnen? „In dieser Mission sind wir unterwegs“, verkündete er. Während des Wechsels von sehr emotionalen, aber auch geistreich-lustigen Liedern und Gedichten wurde schnell deutlich: Alkoholabhängige haben Nichtbetroffenen so einiges zu sagen.

Ein Beispiel dafür ist „Formulier’s doch mal neu!“. Hier ein paar Zeilen daraus: „Meine Freundin ging fremd mit meinem Freund, meinem besten. Warum muss das Leben gerade mich so hart testen? Ich formulier’s noch mal neu: Mein vermeintlicher Freund - ’ne Enttäuschung. Meine Beziehung vorbei. Doch gehör’n zum Beziehung zerstör’n nicht mindestens zwei? Vielleicht hätt’ meine Freundin ’ne andre Entscheidung getroffen, hätt’ ich zu ihr gestanden und nicht so viel gesoffen?“

Trotzdem liebenswert

Zu diesem Kapitel erzählte Dirk Marx, dass ihn seine damalige Freundin ausgerechnet verlassen habe, als er zur Entgiftung in der Klinik war. Warum gerade da? „Da warst du sicher. Zu Hause hätte ich Angst gehabt um dich“, sei bei einem späteren Gespräch ihre Antwort gewesen. „Seither ist unser Verhältnis zueinander besser als früher, als wir zusammen waren“, berichtete der 45-Jährige.

Dazu passt dieser Abschnitt aus „Formulier’s doch mal neu!“: „...Bin auf dem Weg, mein Leben wieder trocken zu rocken. Ich schau in den Spiegel: Was ich da seh’, is’ nich’ verkehrt! Bin Alkoholiker, ditt stimmt. Und trotzdem liebenswert!“

Um die Verbindlichkeit von Regeln in der Suchttherapie und Konsequenzen bei deren Nichteinhaltung ging es im Vortrag von Dr. Darius Chahmoradi Tabatabai. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie/Sozialmedizin, der Chefarzt der Hartmut-Spittler-Klinik in Berlin ist, zog diesbezüglich Parallelen zur Erziehung von Kindern. Man müsse mit dem Klienten nachvollziehbare Regeln vereinbaren, einschließlich angemessener Konsequenzen bei Nichteinhaltung.

Für diesen Prozess forderte er völlige Transparenz, denn Sanktionen bis hin zur Entlassung aus der Einrichtung/Klinik müssten dem Betroffenen immer vermittelbar sein. Es gehe prinzipiell auch nicht darum, die Sucht gegenüber dem Betroffenen moralisch zu bewerten, sondern die Risiken aufzuzeigen.

„Bei stoffgebundenen Abhängigkeiten“, so veranschlagte der Fachmann, „braucht das Gehirn über die Entziehung hinaus mindestens ein halbes Jahr, um sich ein Leben ohne Suchtmittel überhaupt vorstellen zu können. Alternativen müssen im Gehirn erst ihre Bahnen aufbauen.“

Darius Chahmoradi Tabatabai merkte an, dass Alkoholkranken wider besserer wissenschaftlicher Erkenntnisse immer noch das Stigma anhänge, selber schuld zu sein an ihrem Leiden. Die Ablehnung von Alkoholkranken in der Bevölkerung sei größer als z.B. jene von Schizophrenen. Dementsprechend sähen viele bei der Therapie von Alkoholabhängigen am ehesten Einsparpotenziale. Das sei angesichts der dramatischen durch Alkoholismus direkt oder indirekt verursachten Kosten ein Fehlurteil.

Unterscheidungsmerkmale zwischen Alkoholsucht und Abhängigkeit von illegalen Drogen arbeitete Dr. Eckart Grau heraus. Dabei sagte der Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie, er ist Chefarzt im Diakonie-Krankenhaus Elbingerode: „Alkoholkranke sind leichter zu analysieren als Drogenabhängige“. Letztere seien risikofreudiger als Erstgenannte.

Und: „Alkoholpatienten sind oft die Älteren, die Jüngeren nehmen Drogen.“ Hinzu komme, dass man bei illegalen Drogen aus einem breiten verfügbaren Spektrum passgenau den Stoff für sich aussuchen könne. Daraus resultiere eine längere Bindung. Die Folge: „Mit 25 kommt der seit 13 Jahren Drogenabhängige in die Klinik, vom Verhalten her ist er 15 und was seine Schmerzbelastbarkeit angeht gerade mal zwei.“

Denn illegale Drogen fixierten die Unreife. Eigentlich nur über die Lieblingsdroge, so der Experte, könne man darauf schließen, woran die Seele des Abhängigen kranke. Und in diesem Bereich müsse die Therapie dann Handlungsalternativen erschließen.

Studienpreis verliehen

Zum dritten Mal überreichte Simone Rohde bei der jüngsten Suchttagung den mit 500 Euro dotierten Friedhelm-Röse-Preis. Er ging an Rüdiger van de Schepop für dessen Masterarbeit. Darin hat er alkoholkranke Patienten in der Rehabilitation unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren danach klassifiziert, ob sie bereit sind, an einer Raucherentwöhnung teilzunehmen oder nicht.

Das ist für die Therapie von Alkoholkranken relevant, weil diese zu 95 Prozent auch Raucher seien. Sein Fazit: Es wäre entgegen der bisherigen Praxis besser, die Entwöhnung von beidem zu kombinieren.

Die Eltern des 36-Jährigen sind beide Niederländer. Er hat an der TU Dresden seinen Bachelor in Psychologie gemacht und an der Medizinischen Hochschule Brandenburg in Neuruppin seinen Master. Nach sieben Jahren Studium - keine ungewöhnliche Spanne, wie er sagt - ist er damit im Oktober 2018 fertig geworden. Vor seinem Studium war er drei Jahre in der Obdachlosenbetreuung in Kreuzberg aktiv.

Nun hat er das Angebot, als Psychotherapeut an der Salus-Klinik in Lindow bei Prof. Dr. Johannes Lindenmeyer, der ihn im Masterstudium begleitete, zu arbeiten.

 

 

 

Text und Fotos: Detlef Mayer

 

Suchttherapie in Zemnick

Heiße Geburtstagsparty zum 25. von Heporö 

10.06.2019

Im vorigen Jahr am 1. Dezember hatte Heporö den 25. Jahrestag. „Aber da es sich im Sommer leichter und heißer feiern lässt, begehen wir heute unseren Geburtstag“ - so begrüßte Simone Rohde, geschäftsführende Gesellschafterin der Heporö gGmbH, am Mittwoch die Gäste im riesigen, von der Sonne gut durchgewärmten Festzelt, das direkt neben dem Gemeinschaftshaus in Zemnick stand.

Knapp 200 Besucher waren der Einladung der soziotherapeutischen Einrichtung für Suchtkranke gefolgt. Darunter etwa 70 Ehemalige. Denn mit der Jubiläumsparty fand das 19. Hausfest samt Ehemaligentreffen statt. „Um Geburtstag und Ehemaligentreffen zusammen feiern zu können, haben wir uns - wie auch schon beim 20-jährigen Bestehen - einen Tag unter der Woche ausgesucht“, merkte Simone Rohde an.

Übriges hatte sich ihr Mann und Mitgeschäftsführer Markus vor wenigen Wochen noch nach Zeltheizungen erkundigt, nun allerdings wären Klimaanlagen angebracht gewesen.

Stilles Gedenken

Die Heporö-Chefin stellte ein stilles Gedenken für alle Verstorbenen der zurückliegenden Monate an den Anfang ihrer Festrede. Es galt unter anderem Hartmut Dammer, der lange im Aufsichtsrat der Einrichtung tätig war, und Matthias Schwetasch, einem Unterstützer des Hauses und Freund ihres Vaters.

Womit sie die Brücke zum Ausgangspunkt der gGmbH geschlagen hatte, denn: „25 Jahre Heporö“, so Simone Rohde, „betreffen zu mehr als zwei Dritteln das Wirken meines Vaters Friedhelm Röse“. Bei diesem Kapitel ihrer Ausführungen, kullerten der Rednerin, die 2012 in die „sehr großen Fußstapfen“ des vor acht Jahren tödlich verunglückten Friedhelm Röse trat, Tränen über die Wangen.

Simone Rohde: „Als mein Vater vor 25 Jahren seine Vision hatte, hier eine Einrichtung für Alkoholkranke aufzubauen, und die ersten Schritte dazu unternahm, muss er sich manchmal einsam gefühlt haben... Aber er hat gekämpft und er hat gewonnen. Er hat seine Vision realisiert und Unterstützer gewonnen... Mein Vater war selbst Alkoholabhängiger. Er hat seine zufriedene Abstinenz in Hessen in einer Einrichtung in Mühltal namens Haus Burgwald gefunden.“

Der dortige Leiter und Therapeut hieß Karl Lask. „Zwischen ihm und meinem Vater entspann sich eine Freundschaft und Karl Lask stand Friedhelm Röse als Mentor zur Seite.“

Mit einer Silberhochzeit verglich Jörg Hartmann, stellvertretender Landrat des Kreises Wittenberg, den 25. Jahrestag der Einrichtung. Allerdings habe es beim Landkreis und der Heporö keine 25 Jahre gedauert, um zu erkennen, was man aneinander habe. Er dankte für das Engagement und die Zuverlässigkeit der gGmbH, die über die Kreisgrenzen hinaus geschätzt werde, und sicherte ein Seite-an-Seite auf dem weiteren Weg in Richtung goldene Hochzeit zu.

Tief verneigte sich Klaus Eckert, Präsident vom Wittenberger Lions-Club, nach seinen Worten vor der Leistung von Heporö. Seit Friedhelm Röses Zeiten stehen die Lions dem Unternehmen nahe und Klaus Eckert versprach, die Beziehung künftig wieder zu intensivieren. Fürs Erste mit der Übergabe eines 500-Euro-Schecks.

2012 war es, als Simone Kase, damals Ortsbürgermeisterin von Zemnick, erstmals mit Simone Rohde zusammentraf. Heute ist sie stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Zahna-Elster. Sie dankte der Einrichtung nicht nur fürs Engagement auf dem Gebiet der Suchttherapie, sondern lobte ebenso das sichtbares Wirken der gGmbH in die Kommune hinein. Als Beispiele nannte Simone Kase das weihnachtliche Märchendorf und die Modelleisenbahn-Anlage in Zemnick sowie die alljährlich in Meltendorf aufgebaute Osterhasenschule.

Mit einem Scheck über 1000 Euro wollte Gerlinde Gonszczyk von der Volksbank Wittenberg Heporö Mut machen für die Zukunft. Volksbank-Vertreter sind seit Jahren regelmäßig in Zemnick und Meltendorf anzutreffen, Schecks der Bank zieren ganze Wände, auch ein Auto wurde gestiftet. „Schon Friedhelm Röse hat ja die Einrichtung immer offen gehalten und eingeladen, sich anzusehen, wie den Alkoholabhängigen hier geholfen wird“, sagte sie.

15 Jahre Theater

Für die weiteste Anreise wurde die Ehemalige Gerlind Richter aus der Zittauer Ecke mit einem Proviantrucksack bedacht. „Ein Dorf im Wandel der Zeit“ hieß anschließend das Programm der 15 Jahre bestehenden Heporö-Theatergruppe unter Leitung von Dr. Wilfried Poßner. „Das Schicksal hat es so gefügt, dass ich der einzige noch lebende Heporö-Mitgründer bin“, stellte er den Sketchen voran. Der Dritte im Bunde war Dr. Klaus Helbing. Die Kürzel der drei Familiennamen finden sich in Heporö (Helbing, Poßner, Röse) wieder.

Einer der im Zelt gezeigten Sketche war ein Fernsehinterview nach Loriot mit Lottogewinner Erwin Lindemann. Der Gag daran: Die chaotische Aufnahme-Truppe machte den Mann so konfus, dass er am Ende Sachen erzählte wie: „Ich heiße Lottomann und bin seit 66 Jahren Rentner.“ Und: „Der Papst eröffnet mit meiner Tochter in Wolfswinkel eine Herren-Boutique.“

Traditionell wurde zum Schluss des Festakts ein Baum gepflanzt. Das geschah zum ersten Mal auf einer kommunalen Fläche, nämlich neben dem Gemeinschaftshaus. Dass man die Linde hier in die Erde brachte, wertete Simone Rohde als Symbol dafür, dass Heporö sich über die zurückliegenden 25 Jahre gut integriert habe in die dörfliche Gemeinschaft.

 

 

Text und Fotos: Detlef Mayer

 

Fuß in Baustelle gebrochen 

Gericht spricht Verwaltungsmitarbeiterin frei 

09.06.2019

 „Die Verletzung ist bedauerlich und - das betonen wir als Kammer ausdrücklich - ursächliche Folge einer nachlässigen Sicherung der auf dem Gehweg abgestellten Baumaterialien. Aber eine strafrechtliche Verantwortlichkeit der Angeklagten für die Verletzung sehen wir nicht“, hielt Frank Straube, Vorsitzender Richter der 7. Strafkammer des Landgerichts Dessau-Roßlau, zur Begründung der Entscheidung fest.

Und die lautete nach fast viereinhalbstündiger Verhandlung: Freispruch einer Mitarbeiterin des Ordnungsamts der Stadt Zahna-Elster vom Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung.

Höhere Strafe angestrebt

Die 57-jährige Frau, neben ihrem Verteidiger Dirk Riedeberger angespannt wirkend und eher still auftretend, schien von dem für sie günstigen Ausgang des Berufungsprozesses selbst ein wenig überrascht. Immerhin hatte ihr das Amtsgericht Wittenberg am 5. Februar eine Geldstrafe von 1200 Euro auferlegt.

Eine Summe, die Staatsanwältin Sabine Monnet anstrebte, zu verdoppeln. Doch ihren Antrag verwarf das Gericht. In Richtung der Geschädigten, einer 75 Jahre alten Frau aus Elster, meinte Richter Straube: Für die komplizierte Fraktur des linken Mittelfußes müsste aus zivilrechtlicher Warte die Kommune haften. „Denn die kam ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nach.“

Die Seniorin war am 28. November 2017 auf dem Weg zu einem Postkasten - kurz bevor sie zur abendlichen Chorprobe im „Haus der Vereine“ in Elster wollte - über einen massiven Fuß von Bauzäunen gestolpert. Ihren Angaben zufolge kann sie heute noch nicht sicher stehen und vor allem keine längeren Strecken laufen.

Sie meinte, dass die Unglücksstelle völlig unzureichend beleuchtet war: „Dunkler geht es nicht.“ Von der Blessur sei sie mehr als vier Monate außer Gefecht gesetzt worden. Sie habe einen Spezialschuh tragen müssen, weil in ihrem Alter keine Operation mehr in Frage kam.

Während die Kammer („Der Bürgersteig war komplett blockiert. Das war allemal eine Stolperquelle. Auf den nach dem Unfall gemachten Fotos sieht es aus wie abgekippt und im Galopp verloren.“) also durchaus eine Haftung der Kommune sah, verneinte sie nach ausführlicher Beratung eine strafrechtlich relevante Verantwortung der Angeklagten.

„Das wäre nur der Fall gewesen, wenn sie den Zustand gekannt hätte. Aber darauf gibt es keine Hinweise. Weder teilte ihr jemand aus dem Kollegenkreis etwas mit noch gab es Anzeigen von Bürgern. Auch von Dienstaufsichtsbeschwerden haben wir nichts erfahren.“

Kontrolle erfolgt

Zur Begründung des Freispruchs - „Hier sitzt die Falsche“, war Riedeberger bereits zum Auftakt überzeugt - hieß es außerdem, dass die Ordnungsamtsmitarbeiterin die Baustelle ein einziges Mal wahrnahm.

Und zwar schon im Juli 2017. Zu der Zeit sei dort alles in Ordnung gewesen. Ein Dixi-Klo und Säcke mit Kalk standen direkt an der Hauswand. Fußgänger mussten keine Beeinträchtigungen - oder gar Gefahren - in Kauf nehmen.

„Deshalb halten wir es für deutlich zu weit gehend“, erklärte Straube, „der Frau vorzuwerfen, dass sie es unterließ, ab dann die Situation am Gebäude unter Dauerbeobachtung zu nehmen. Der Zustand dort lief nicht der Straßenverkehrsordnung zuwider.“

Der Vorsitzende räumte ein, dass auch die damalige „besondere dienstrechtliche Situation berücksichtigt“ wurde. Die Angeklagte - gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt - musste zusätzlich die Aufgaben einer erkrankten Kollegen erfüllen. „Und nicht zuletzt blieb völlig offen, wann die Bauzaunfüße an die Stelle gelangten, an der sie Passanten im Weg lagen.“

Die Berufungskammer sah in dem Punkt keinen Grund, an den Aussagen von zwei Mitarbeitern der Baufirma zu zweifeln. Das Duo hatte beteuert, dass es die Bauzaunfelder am 5. Oktober abbaute und mit den knapp zehn Kilogramm wiegenden Klötzern beschwerte. Grund war der angekündigte erste schwere Herbststurm des Jahres.

Tatsächlich drohte der Zaun auf parkende Autos zu kippen. Der Chef der beiden Männer hatte übrigens später einen Strafbefehl akzeptiert, weil er vergaß, sich um eine verkehrsrechtliche Anordnung zu kümmern.

Letztlich bekundete er jedoch ebenfalls, dass alle Bauzaunfüße weg waren. Er habe veranlasst, die Baustelle komplett zu beräumen, weil man auf ein anderes Gewerk warten musste und eine ständige Kontrolle mit zu großem Aufwand verbunden gewesen wäre.

Die Baustelle - ein Projekt der Hochwasserschadensbeseitigung - ist noch heute Baustelle. Ursprünglich sollte das Vorhaben schon in der ersten Jahreshälfte 2018 abgeschlossen sein. Jetzt rechnet die Verwaltung mit Anfang 2020.

Archiv: Das Strafgesetzbuch liegt am 21.07.2015 in Köln in einem Gerichtssaal

Text: Andreas Behling

Foto: Symbolfoto/MZ

 

Schwungvoll in neue Saison

02.06.2019

Das Freibad Zahna hat seit Sonntagmittag wieder geöffnet. Dabei wurde die neue Wasserrutsche offiziell eingeweiht. Das übernahmen Zahna-Elsters Bürgermeister Peter Müller – Mitte, Zahnas Ortsbürgermeister Johannes Schneider und Stadträtin Sabine Hoffmann. Peter Müller wünscht sich, dass sich die Investition in die neue Rutsche auszahlt und sie viele Gäste anlockt. Das sommerliche Wetter sorgte für etliche Gäste, die sich im 21 Grad warmen Wasser tummelten. Die Badesaison in Zahna läuft bis Ende August. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 14 bis 19.00 Uhr, Samstag/Sonntag von 12 bis 19.00 Uhr.

 

Text: Frank Grommisch

Fotos: Medientreff  -  Sabine Hoffmann und Frau Schneider


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